Sie begann mit Johann George Galletti (1750-1828) , der in seinem Buch „Geschichte und Beschreibung des Herzogthums Gotha“ ausführlich die Zeit und ihre Ereignisse darstellt.
Er berichtet, daß nach Friedensschluß am 14. Oktober 1648 die schwedischen Truppen nach und nach Gotha verließen und die Soldaten, die während des 30jährigen Krieges alle adligen Güter und Dörfer um Gotha ausgeplündert hatten, nur Zerstörung und von der Bevölkerung verlassene wüst gewordene Orte hinterließen.
Unter der Regierung Herzogs Ernst dem Frommen begann sich das Leben langsam zu normalisieren und es gelang ihm, mit Hilfe Reformen, dem Herzogtum Gotha zu neuem Glanz zu verhelfen.
„Die vornehmste Sorge des Herzogs war, sein Land in Ruhe und Ordnung zu bringen und die wüst gewordenen Güter wieder aufzubauen. Er befahl den Adligen und anderen Gutsbesitzern ein genaues Verzeichnis sowohl ihrer Lehngüter als auch Erbgüter einzureichen.“ (G.,S. 316)
Diese und ähnliche Unterlagen aus den Archiven des Herzoglichen Hofes ergänzten die in Brüheim 2006 vorgefundenen Schriften und Aufzeichnungen aus der Ortschronik und die bei einem Brand in der Kirche Brüheims 1758 für immer verlorenen Kirchenbücher aus der Zeit davor.
Galletti beschreibt Brüheim als kleinen Ort ungefähr 2 Stunden von Gotha entfernt, der mit Lehnherren reichlich gesegnet ist, die Erbzinsen und Lehngelder von ihren Pächtern im Ort erheben – die Herren von Wangenheim.
Brüheim : 5 adlige Wohnungen werden erwähnt:
- Ein Rittersitz – Der Steinhof genannt
- Ein Rittersitz – der Schafhof genannt
- Ein Freigut gegenüber der Kirche, der Edelhof genannt
- Ein Freigut – das Ballstädter Gut genannt
- Eine adlig Wohnung und Freihaus unten im Dorf in der Nicolausgasse
Nur zwei der erwähnten adligen Wohnsitze sind für uns von Bedeutung: Der Steinhof und der Schafhof.
Der Steinhof mit seinem mittelalterlichen Wohnturm liegt am südlichen Ortsrand von Brüheim und ist seit 1424 urkundlich bezeugt.
Seit 1549 befindet sich der Turm mit dem Gut Steinhof im Besitz der Familie von Wangenheim sowie der Edelhof und der Schafhof.
Er wird um 1750 als Rittersitz erwähnt, zu dem ein altes Schloß mit einem Burggraben umfangen gehört.
Quelle: Niederschrift aus dem Kirchturmknopf v. St. Vitus
Auf einem der ältesten Bilder von 1870 existiert noch die im Dokument „Vergleich mit denen von Wangenheim und Hauptmann Johann Michael Wenck zu Brüheim ( 5. Urgroßvater) über den Burggraben auf dem Steinhof“ von 1789 vereinbarte Grenze zwischen dem alten Wangenheim’schen Schloßgut und dem Wohnturm.
Es ist der älteste Gebäudekomplex Brüheims und wird 1424 erstmalig urkundlich erwähnt. Zu ihm gehören der Wohnturm in Verbindung mit den beiden Vierseitenhöfen östlich und westlich des Turmes gelegen.
1773 mußte das Gut infolge von Erbauseinandersetzungen in der Familie von Wangenheim an den Hauptmann Johann Michael Wenck, der mit der Freiin Christine Philippine von Wangenheim verheiratet war, verkauft werden.
Die beiden Wenck-Söhne Adam Heinrich Ludwig und Ehrhardt Friedrich besaßen später je eine Hälfte des Schloßgutes, in Dokumenten auch „die Hälfte des Steinhofes“ genannt.
Die nachfolgenden Aufnahmen zeigen den stetigen Verfall des Schloßgutes über die Jahre bis 2008.
Dann heißt der neue Eigentümer Torsten Ludwig, der sich bereits 1982 einen Jugendtraum erfüllte.
Die Bausubstanz des Wangenheim’schen Schloßgutes um das Jahr 2000
Noch gut zu erkennen die einstigen Gebäude, rechts die Pferdeställe, links die Schweineställe.
Im Vordergrund der „Burggraben“, immer wieder Streitobjekt zwischen den Besitzern des Wohnturmes und des Schloßgutes …
… Doch dann … der Abriß ! …
Ein Rittersitz – der Schafhof genannt
Zwei Linien derer von Wangenheim sind mit dem Schafhof und später durch Heirat mit der Familie Wenck verbunden:
Georg von Wangenheim * 15. März 1672 in Sonneborn + 3. Juni 1747 zu Brüheim
und
Heinrich von Wangenheim * 4. Okt. 1674 zu Sonneborn + 28. Jan. 1752 zu Wölfis
Georgs einziger Sohn Hans Adam, dessen Geburtsjahr durch den Verlust der Brüheimer Kirchenbücher nicht genau bekannt – * etwa 1695 + etwa 1746
„hat vermutlich in Hessen-Casselschen Diensten gestanden, da er sich mit dem 1697 auf dem von Biedenfeldschen Guthe zu Stadt Hosbach geborenen Fräulein Anna Sidonia von Butlar, Tochter des Friedrich Dietrich von Butlar aus dem Haus Ziegenberg und seiner Gemahlin Anna Emilie geborene von Biedenfeld, 1720 vermählte, mit welcher er zwei Söhne gezeugt hatte und die Lehnsnachfolger ihres Großvaters wurden.
Bei seinem Tod waren beide ihn überlebenden Söhne in Holländischen und Preußischen Militärdiensten abwesend und die Witwe Hans Adams lebte bis zur Rückkehr ihres ältesten Sohnes aus Surinam in höchster Bedrängnis und Dürftigkeit zu Brüheim“.
So beschrieben in „Beiträge zu einer Familiengeschichte der Freiherren von Wangenheim“, 1874.
Um diesen Sohn rankt sich eine sagenhafte Legende.
„Adam Heinrich Ludwig von Wangenheim * 1723 ist nach dem frühen Tod seines Vaters sehr jung in Gothaische Dienste getreten und zu einem im Solde der Generalstaaten stehenden Regimente gekommen. In Holland war er in ein anderes zum Colonial-Dienste bestimmtes Regiment übergetreten, und mit diesem nach den Niederländischen Colonien nach Südamerika geschickt worden. Hier war er rasch bis zum Grade eines Oberstlieutenant avanciert“.
In Surinam lernt er die wohlhabende Witwe Anna du Four kennen, die sich in den wohlgestalteten jungen Adam Hendrik Baron von Wangenheim , ein junger Adjudant von 33 Jahren, verliebt hat.
Sie war schon 5o Jahre alt und wollte einen Adelstitel und er eine sorglose Zukunft.
Weiter erfahren wir aus den „Akten des Landesarchief Surinam – Zuckerplantage Klaverbad am Surinamfluß“, daß die junge Anna in erster Ehe den Plantagenbesitzer Laurens Wriedt heiratete, das Ehepaar sich ein großes Haus in Paramaibo am Gouvernementsplein, den späteren Justizpalast, baute und daß Anna nach dessen Tod den gesamten Plantagenbesitz von 66o.ooo Nf und das große Haus auf der Plein mit einem Wert von 45.000 Nf erbte.
Nach einer kurzen 2. Ehe begegnete sie 1756 ihrem 3. Ehemann, dem eigentlich eine sorglose Zukunft bevorstand.
Das Ehepaar besaß nun 10 Plantagen und das große Haus in Paramaibo.
„Der junge Ehemann konnte das Klima in Surinam nicht vertragen, und Anna konnte ihn nicht zum Bleiben überreden.
So kehrte er 1758 mit dem Schiff ‚Christina’ wieder zurück nach Europa versorgt mit reichlichen Mitteln von seiner ihn zärtlich liebenden Frau.
Er erschien völlig unerwartet auf dem Schafhof zu Brüheim bei seiner in Armut lebenden Mutter, die, wie die Legende berichtet, sich eben ein Brot im benachbarten Sonneborn holen wollte, da der Brüheimer Bäcker ihr nichts mehr stunden wollte.“
Alle Not hatte nun ein End’ !
Der zurückgekehrte „Surinamer“ unterstützte seine Mutter, Anna Sidonie geborene von Buttlar, und seine armen Verwandten und sah sich bald nach Gelegenheiten um, seine mitgebrachten Schätze in Grundbesitz anzulegen.
Zunächst hatte er von seinen Vettern ihren Antheil am Schafhof 1759 für 33oo Meißner Gulden abgekauft und die darauf ruhenden Lehnsschulden für sich erworben und für dieses Gut ein neues Wohnhaus erbaut.