Die Familiengeschichte des schlesischen Schriftstellers Hans Lipinsky-Gottersdorf
Die Polnische Zeit
Das Geschlecht der Lipinscy v. Lipienscy herbu Poraj z Lipno im Kreis Checin wird zum ersten Mal im Jahre 1258 erwähnt.
Bei Adam Boniecki werden in seinem „Herbarz Polski“, Band XIV, 1911, die einzelnen Persönlichkeiten in loser Folge sichtbar.
1258 erhält der Ritter Jan Poraj Lipinski für treue Dienste von seinem König Boleslav Wystydliv das Ritterlehen Lipno im Kreis Checin.
1402 werden Jan Poraj Lipinski und Jakub Lipinski als Erbherren auf Lipno im Kreis Checin erwähnt. Sie sind vermutlich Nachkommen des Ritters Jan Poraj Lipinski.
1508 leben die Herren Mikolaj Poraj Lipinski und Zygmunt Poraj Gruszczynski in Starzyn, 50 km westlich von Lipno entfernt. Beide werden Erbherren auf Lipno im Kreis Checin genannt.
1540 folgen Jan Poraj Lipinski und Pjotr Poraj Gruszczynski als Erbherren von Lipno.
(Adam Boniecki. Herbarz Polska, Band XIV, 1911, S. 290-291 )
Ungefähr danach verläßt Jan Poraj Lipinski zusammen mit seiner Ehefrau Zophia Brzeska den südpolnischen Besitz und begibt sich auf eine lange Reise hoch in den Norden des Landes, nach Litauen. Zu dieser Zeit von den protestantischen Radziwills beherrscht, einem litauischen Fürstengeschlecht, das seit 1386 christlich, 1518 reichsfürstlich die Reformation begünstigte, später aber wieder streng katholisch, was für unsere Vorfahren weitreichende Konsequenzen mit sich brachte.
Die neue Heimat ist nun Lostoja, 30 Werst südlich von Oszmiany am Flüßchen Lostajka gelegen, ein kleinen Gutshof mit einer aus Stein errichteten alten Wassermühle.
Von ihren Nachkommen ist uns folgendes überliefert:
Adam Poraj Lipinski, Erbherr auf Anteil Lostoja, verheiratet mit Anna Wojnilowicz. Sie entstammt aus einer der ältesten litauischen Adelsfamilien, Wappen Syrokomlya, die sich im 16. Jh. in zwei Zweige teilte, in den litauischen und den weißrussischen.
Jan Poraj Lipinski, Erbherr auf Lostoja und Kammerherr des Großmarschalls Drohostajski von Litauen, verheiratet mit Eufemia Wolanowa.
Er verkauft 1617 Lostoja und kauft das in der Nähe gelegene Bieniuny, das seit 1500 im Besitz der tatarischen Familie Fursow war.
(Czeslaw Jankowski. Powiat oszmianski: Materjaly do dziejow ziemi i ludzi. Cz. 1. Krakau 1896, S. 244-252)
Die Lipinski auf Lostoja , seit der Mitte des 16. Jh. lutherischer Konfession, scheinen im 17.Jh. wieder katholisch geworden zu sein.
Das erklärt vielleicht die Abwanderung eines evangelisch gebliebenen Zweiges Anfang des 17. Jh. unter dem Druck der Gegenreformation nach Morkowo im Lande Fraustadt, seit 1470 in Besitz des polnischen Adelsgeschlecht Leszczynski. Graf Raphael Leszczynski gründete 1547 ausschließlich mit Protestanten die Stadt Lissa und machte sie zum Zufluchtsort der aus Böhmen und Mähren vertriebenen „Böhmischen Brüder“ sowie tausender Schlesier.
Hier in Wschowa (Fraustadt) „bestätigt im August des Jahres 1622 die Adelskommission des Adelsgerichts zu Fraustadt den Jan von Lostoja, rechtgeborenem Sohn des Tomasz Poray herbu Poray Lipinski, Erbherr auf Lostoja, und der Janina geborene Rymska, wegen bezeugter und beschworener Zugehörigkeit den Adel des Geschlechts Poray Lipinski herbu Poray – Weiße fünfblättrige Rose auf rotem Schild“.
(Adelslegitimation 1622. Adelskommission des Adelsgericht Wszowa (Fraustadt) Akten 1622 im Staatlichen Archiv Wszowa)
In den Gutsakten Morkowo aus dem Leszczynski-Archiv zu Leszno wird er „Herr auf Czesc Morkowo im Lande Fraustadt“ genannt.
(Gutsakten Morkowo im Leszczynsky-Archiv zu Leszno)
Aus der Tradition heraus diente er dem Landesherren als Rittmeister in der Konföderation Leszczynski – Rotmystrz confed. Leszczynsky.
Vermutlich um 1621 heiratet Jan Poray Lipinski de Lipin, auch Jan von Lostoja, Katarzyna Gruszczynska de Gorzen, Tochter des Tomasz Gorzenski und der Barbary Sczaniecki.
Sie wird Mutter von uns bekannten vier Söhnen.
(Wlodzimierz Dworzaczka. Teki Dworzaczka. Materialy historyczno-genealogyczne do dziejow szlachty wielkopolskiej XV-XX. wieku. Kornik 2014)
Der Erstgeborene, Andrzej Poray Lipinski, geboren 1622 zu Morkowo, blieb dort sein Leben lang und starb im Alter von 80 Jahren 1702. Er übernahm das Gut seines Vaters nach dessen Tod 1657, war zeitweilig ‚des Hern Graffen Leszczynski de Rozembark Ambtmann‘, zu dessen Familie sich später legitime und illegitime Verwandtschaft ergab.
Die Familie Rosenberg Lipinski sieht in ihm ihren Ahnherren.
Vermählt war er mit Sabine von Nostiz aus dem Hause Driebitz (*1632 + 1722).
(Jahrbuch des deutschen Adels 3. Band 1899, S. 365)
Drei weitere Söhne folgen:
Jan Otarz Poray Lipinski * 1635 in Morkowo
Martynus Poray Lipinski * 1642 in Morkowo
Adam Poray Lipinski * 1647 in Morkowo
Im Jahre 1652 erfolgt die Adelsbestätigung für Jan Otarz Poray Lipinski:
„Zu Pfingsten 1652 bestätigt das Adelsgericht zu Fraustadt dem Jan Otarz aus Morkowo wegen seiner wahrhaften Abstammung die Zugehörigkeit zum adligen Geschlecht Poray Lipinski herbu Poraj“.
(Adelslegitimation 1652. Adelsgericht zu Fraustadt)